„Ich bin ein Teamplayer“
Lesedauer: 10 Minuten
Lesedauer: 10 Minuten
GoNews: Frau Dr. Eichelberg, seit diesem Jahr sind Sie neue Vorstandsvorsitzende der Gothaer Krankenversicherung. Mitten in der Corona-Pandemie. Ein glücklicher Zeitpunkt?
Dr. Sylvia Eichelberg: Glücklich oder unglücklich – das ist die falsche Kategorie. Wichtig ist: Wir haben unsere digitalen Hausaufgaben gemacht und waren deshalb gut vorbereitet. Den Umzug des größten Teils der Belegschaft ins Homeoffice haben wir gemeistert. Aber wenn Sie schon fragen: Ich mag den Austausch mit den Menschen und bin ein Teamplayer – da wäre mehr persönlicher Kontakt natürlich schöner. Vielen Kolleginnen und Kollegen bin ich bisher nur digital begegnet, das ist schon gewöhnungsbedürftig. Aber ich bin überzeugt, dass wir durch die Kombination Impfen und Testen nun Licht am Ende des viel zu langen Corona-Tunnels sehen.
GoNews: Corona hat das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung verstärkt. Was bedeutet das für einen Krankenversicherer und Gesundheitsdienstleister?
Eichelberg: Das Gesundheitsbewusstsein wird sogar an Bedeutung gewinnen, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. Die Pandemie hat bewirkt, dass Gesundheit nicht mehr als selbstverständlich, als die Regel wahrgenommen wird und Krankheit als Ausnahmezustand. Der Wert der Gesundheit als schützenswertes Gut hat zugenommen. Der demografische Wandel wird diesen Trend verstärken. Für uns sind das erst einmal beste Voraussetzungen. Hinzu kommt der wachsende Bedarf von gesetzlich Versicherten, das niedrigere Leistungsniveau der GKV in Teilbereichen zu kompensieren. Private Zusatzversicherungen werden also eine immer größere Rolle spielen.Â
Corona-Krise: Welche Rolle spielen private Versicherer?
GoNews: In den Medien heißt es, das duale Gesundheitssystem in Deutschland habe sich bewährt. Welchen Beitrag leisten private Versicherer?
Eichelberg: Das Wichtigste vorweg: Das duale System ist grundsolide und gesund – und leistet in Deutschland sehr gute Arbeit. Was die Covid-Pandemie betrifft: Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Eindämmung liegt in der Leistungsfähigkeit der medizinischen Labore, deren moderne Ausstattung überproportional durch die Finanzmittel der PKV ermöglicht wird. Zur Isolierung von Corona-Infizierten verfügen die Krankenhäuser außerdem über eine ausreichende Zahl von Einbettzimmern, auch die gäbe es ohne die PKV nicht. Allgemein gehen Innovationen häufig von der PKV aus und werden später von der GKV übernommen. Die Rolle des Innovationstreibers übernehmen wir als Gothaer gern.
GoNews: Was muss das Gesundheitssystem dennoch aus der Krise lernen?
Eichelberg: Wenn Sie das System insgesamt meinen – also inklusive der öffentlichen Verwaltung: Die Pandemie zeigt auf schmerzhafte Weise, wie schädlich es sein kann, wenn bei der Digitalisierung die Hausaufgaben nicht gemacht werden. Gerade seitens der Behörden zeigt sich immenser Nachholbedarf. Die Gesundheitsämter sind auch über ein Jahr nach Beginn der Pandemie nicht in der Lage, am Wochenende belastbare Infektionszahlen zu liefern. Da ist unsere Branche der öffentlichen Hand derzeit definitiv um ein paar Jahre voraus.
Digitalisierung: Das bietet die Gothaer ihren Kunden
GoNews: Sie sagen es selbst: Die vergangenen Monate haben gezeigt, wie schnell Digitalisierung voranschreiten kann. Wie weit sind Assekuranz und die Gothaer mit Blick auf die Zukunft?
Eichelberg: Mit TeleClinic, unserem Gesundheitsportal und MediFon hat sich die Gothaer eine gewisse Vorreiterrolle im digitalen Gesundheitsmanagement erarbeitet. Insbesondere diese digitalen Services haben durch Corona Rückenwind bekommen – ein Grund, diesen Bereich weiter voranzutreiben. Genau das tun wir.
GoNews: Wie werden Sie diese Entwicklung vorantreiben?
Eichelberg: Meine Mission ist, die Gothaer Krankenversicherung noch innovativer, schneller und einfacher zu machen. Das gilt nicht nur für digitale Services, sondern insbesondere auch für die Produktentwicklung. Wir müssen Produkte noch stärker vom Kunden denken, mit möglichst einfachen Produkten echten Kundennutzen schaffen – möglichst schneller als der Wettbewerb.
Gesundheit als Trend – wie reagiert die Gothaer?
GoNews: Was kann die Gothaer Menschen bieten, die mehr Wert auf Gesundheit legen – mehr für ihren Körper tun, gesünder essen, sich mehr bewegen und Vorsorge ernst nehmen wollen?
Eichelberg: Positive digitale Kontaktpunkte sind besonders wichtig. Zentrales Instrument dabei ist unsere Gesundheitsapp, in der es – neben den Funktionen zum Einreichen von Rechnungen – um Services zur Gesundheitsvorsorge geht. Zugang zu Coaches, die zu einzelnen Fragen beraten. Zugang zu Gesundheitsratgebern, darüber hinaus aber auch Zugang zu modernen eHealth-Angeboten, die bei Themen wie Diabetes oder Tinnitus unterstützen.
GoNews: Wie sehr fragt der Maklervertrieb bei Unternehmen wie Ihrem nach Leistungen, die über den Vertrieb von Krankenversicherungen hinausgehen?
Eichelberg: Viele unabhängige Vertriebspartner und -partnerinnen spiegeln uns einen wachsenden Kundenbedarf wider. Das Thema private Gesundheitsvorsorge gehört in jeden Beratungsdialog – vor allem bei der Zielgruppe der 30- bis 40-Jährigen.
So wird die bKV zur Chance für Unternehmen
GoNews: Auch in Unternehmen wird Gesundheitspflege der Mitarbeitenden wichtiger. Woher kommt dieses Umdenken?
Eichelberg: Ganz klar vom demografischen Wandel. In Zeiten, in denen nahezu Vollbeschäftigung herrscht und gleichzeitig mehr Menschen in den Ruhestand als ins Arbeitsleben starten, wird der Kampf um die besten Köpfe immer härter. Ein zusätzliches Angebot wie eine betriebliche Krankenversicherung kann dabei sehr nützlich sein. Und die bKV hat einen klaren Vorteil gegenüber der bAV: Ihre Leistungen sind direkt im Berufsleben erlebbar. Das steigert nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Loyalität des Mitarbeitenden gegenüber dem Unternehmen – was immer mehr Betriebe erkennen und deshalb sogar in Stellenausschreibungen damit werben.
GoNews: Wie wird die Gothaer Krankenversicherung diesem Trend gerecht?
Eichelberg: Unternehmen können durch die Verzahnung von Angeboten der bKV und Leistungen des betrieblichen Gesundheitsmanagements produktiver werden – und gleichzeitig ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen. Die Gothaer bietet hier mit der Verbindung von betrieblicher Krankenversicherung und betrieblichem Gesundheitsmanagement starke Lösungen.
GoNews: Normalerweise würde noch eine Frage danach kommen, wie es ist, als eine von wenigen Frauen ein Unternehmen zu führen. Wir wollen auf den Vertrieb schauen. Was muss sich ändern, um Frauen dafür zu begeistern?
Eichelberg: Ich sehe es tatsächlich als eine meiner zentralen Aufgaben an, durch die Bildung agiler, diverser Teams die Transformation der Gothaer weiter zu fördern. Im Vertrieb ist letztlich auch mehr Aufklärungsarbeit von Seiten der Unternehmen gefragt. Neulich habe ich eine sehr erfolgreiche Vertrieblerin gesprochen, die mir erzählte, wie attraktiv und chancenreich ihre Aufgabe ist. Außerdem ist vielen Frauen gar nicht klar, dass sie ideale Voraussetzungen für den Vertrieb mitbringen: Sie sind kommunikativ, loyal und besitzen die wichtige Fähigkeit zuzuhören. Und: Frauen dürfen auch selbstbewusster werden, mehr Networking betreiben – und generell sichtbarer werden.
Die aktuellen Artikel der e-GoNews direkt in Ihr Postfach: Wir informieren Sie per Mail immer dann, wenn eine spannende Geschichte zu einem relevanten Thema in unserem Online-Magazin erschienen ist. Einfach Ihre E-Mail-Adresse eingeben, Datenschutzhäkchen setzen und Anmeldung per Mail bestätigen.
Hier finden Sie zum Download sämtliche bisherigen Ausgaben der GoNews.
Zum Archiv